Ja autsch, das tat weh gestern Abend!
Gegen Wehen Wiesbaden hatten wir mal gar nichts zu melden und so ging der (bis dahin – ich möchte dieses schöne Wort wenigstens noch einmal schreiben dürfen) Tabellenführer Fortuna Köln in der hessischen Landeshauptstadt wie auch bereits in der Vorsaison mit 0:3 baden.
Entscheidender Unterschied zur Vorsaison: diesmal sind wir als Tabellenführer angereist, damals bildete dieses Spiel den Auftakt einer langen Durststrecke (freundlich ausgedrückt; absolute Kackphase trifft es besser) – das wird es diesmal nicht tun.
Es hätte so schön sein können…
Eigentlich sah für mich alles nach dem perfekten Tag aus und das hatte nichts damit zu tun, dass ich nach zwei Siegen und der Tabellenführung die Bodenhaftung verloren hätte, sondern es gab wirklich gute Vorzeichen. Wir hatten diese Bilanz von drei Siegen und einer Niederlage aus vier Duellen gegen Wiesbaden, wir hatten einen perfekten Saisonstart und Wehen genau das Gegenteil, wir hatten in Magdeburg bewiesen, dass wir diese Saison auch auswärts können, es waren phänomenal viele Fans für unsere Verhältnisse vor Ort, das Schirigespann hatte uns zuletzt auch Glück gebracht und es lief „You’ll never walk alone“ vor dem Spiel, was uns letzte Saison in Bremen auswärts ebenfalls Glück gebracht hatte.
Die Sonne schien (kalt war es trotzdem, alter Schwede, Wiesbaden liegt gefühlt 1000 km weiter nördlich, was das Klima angeht), die Jungs hatten eine breite Brust beim Aufwärmen, alles fühlte sich gut an…
… bis 20 Sekunden nach dem Anpfiff Manuel Schäffler im Gegensatz zu unserer Mannschaft schon vollständig wach im Spiel war und das Ding einfach reinknallte. Rums. Das tat weh.
In der Regel weiß man bei uns tatsächlich schon nach den ersten paar Minuten, ob das was werden kann oder nicht und es deutete sich durch das frühe Gegentor natürlich wenig Gutes an. Allerdings hat die Fortuna vergangene Saison gezeigt, dass sie gelernt hat, auch nach einem Rückstand wieder zurückzukommen und es war ja noch massig Zeit. In den ersten paar Minuten wirkten unsere Jungs geschockt, dann schien es so, als hätten sie sich wieder gefangen und es kam ein bisschen mehr. Mangelnden Kampfgeist kann man sicherlich niemandem im Team vorwerfen, aber der Einsatz (teilweise auch übereifrig, wie man der Spielstatistik entnehmen kann) führte zu nichts Brauchbarem.
KonFus(s)ball
Nach wenigen Minuten der Hoffnung, zeichnete sich irgendwie ab, dass das wahrscheinlich auf nichts Gutes für uns hinauslaufen würde. Das Spiel der Fortuna wirkte konfus, war von vielen Fehlpässen, Ballverlusten und Ungenauigkeiten geprägt und es gab einfach kein Durchkommen für uns. Wiesbaden hingegen kam permanent gefährlich vor’s Tor und vor allem Manuel Schäffler brachte uns immer wieder in höchste Not und wirbelte herum, wie er wollte. Neben ihm bereitete mir vor allem der blond gefärbte Robert Andrich neue graue Haare, der ebenfalls ungehindert gefährlich das Spiel Richtung Fortuna-Strafraum treiben konnte.
Zur Halbzeit führte Wehen also mit 1:0. Nur, muss man sagen… es hätte auch locker zwei oder drei zu null stehen können und es wäre nicht unverdient gewesen. In der Halbzeit machte uns dann der Kollege vom Wiesbadener Stadtradio ein wenig Hoffnung, der meinte, dass Wehen erfahrungsgemäß die erste Viertelstunde der zweiten Halbzeit verschlafen würde. Das klang gut. In Kombination mit der Vorstellung, dass Uwe in der Halbzeit ganz sicher laut den Wecker schellen lassen würde und wir nur ein Tor brauchen und hier ist alles wieder offen, keimte Hoffnung auf. Vielleicht würde Uwe ja auch wechseln und plötzlich stehen wieder die Spieler auf dem Platz, die Magdeburg zu Hause abgeschossen haben und nicht nur deren Körper, die keine Ordnung finden.
Der Wecker schellte…
…allerdings auf der falschen Seite. Wehen dachte überhaupt nicht daran die ersten fünfzehn Minuten der zweiten Halbzeit zu verschlafen, sondern wiederholte den Start der ersten Halbzeit, nur dass diesmal der Ex-FC-Spieler Kevin Pezzoni immerhin drei Minuten brauchte, bis er uns das Ding reinzimmerte und damit vermutlich alle Konzepte zerschoss, die Uwe den Jungs in der Halbzeit mit auf den Weg gegeben hatte. War zunächst vielleicht noch ein bisschen Hoffnung auf eine schnelle Antwort da, schwand diese sehr schnell und ich hoffte nur noch, dass es keine zu derbe Klatsche wird, die unser wunderschönes Torverhältnis komplett eliminiert.
Zehn Minuten später krönte Robert Andrich seine starke Leistung auch noch mit einem verdienten Treffer und trieb mir die Schweißperlen auf die Stirn. Es gibt so Spiele, da macht es irgendwann wirklich wenig Spaß, wenn du die auch noch bis zum bitteren Ende live im Radio kommentieren musst. Das war definitiv eines davon. Als in der 71. Minute Jules „Ich komme von der falschen Rheinseite“ Schwadorf das Feld betrat, betete ich eigentlich nur noch, dass uns und mir die Demütigung erspart bleibt, einen Treffer von ihm kommentieren zu müssen, der letzte reicht mir bis heute… Glücklicherweise hatte das Schicksal ein Einsehen (und es war das Schicksal, stabiler sind wir nämlich nicht geworden) und es blieb beim 3:0 für Wehen.
Dämpfer zum richtigen Zeitpunkt?
War klar, dass das jetzt bei einigen der Tenor in Richtung Mannschaft ist. Sehe ich anders. Unser Team brauchte den garantiert nicht, um nicht abzuheben, die stehen alle mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen und wenn jemand Flugtendenzen entwickeln sollte, ist Uwe ganz sicher der erste, der den wieder runterholt.
Mag aber sein, dass es im Umfeld den ein oder anderen gibt, für den ein Dämpfer ganz heilsam war. Wenn dieses Kackspiel gestern also dafür brauchbar war, bitteschön.
Und alle, die mir immer wieder vorwerfen, ich würde schlechte Leistungen nicht kritisieren und immer alles schön reden, sind wohl spätestens hiermit widerlegt.
Gab’s auch irgendwas, was nicht weh tat?
Jap, gab es. Unsere Jungs haben nie aufgesteckt und immer weiter gekämpft, wenn auch wenig effektiv. Aber der Wille war da. Das wirkte vergangene Saison nicht immer so, jedenfalls nicht bei jedem. Außerdem ist die Mannschaft nach dem Spiel trotz der Klatsche geschlossen zu den mitgereisten Fans an den Block gegangen. Womit wir beim größten Lichtblick dieses Abend wären: Obwohl es ein Auswärtsspiel war (Problem Nummer 1) und das auch noch unter der Woche (Problem Nummer 2), hatten wir diesmal einen erstaunlich gut gefüllten Gästeblock und wenn Stimmung gemacht wurde, war diese auch gut im gesamten Stadion zu vernehmen (ich saß weit genug weg auf der Pressetribüne, um das beurteilen zu können). Das hat mich sehr gefreut und ich hätte nicht gedacht, dass ich mal auswärts und und auch noch an einem Dienstagabend erleben darf, dass wir (trotz Rückstand) „Ihr seid leiser als Fortuna Köln“ singen und das sogar stimmt und die Heimfans uns danach nicht in Grund und Boden singen. Damit können wir arbeiten und diese Entwicklung sollte bitte bitte anhalten, das haben unsere Jungs verdient!
Außerdem habe ich die Wiesbadener als außerordentlich nette Gastgeber kennengelernt. Alle waren sehr hilfsbereit und irgendwie schien der ein oder andere auch schon mal in unser Fanradio reingehört zu haben vorher und alle waren voll des Lobes. Irritiert mich zwar immer noch, war aber cool. 😀
Tut’s gegen Kiel wieder weh?
Gegen Kiel tat’s noch nie gut, manchmal weh. Zwei Remis, zwei Niederlagen. Aber nur wegen gestern muss man nicht pessimistisch werden und denken, dass es gegen Kiel auch weh tun muss. Ginge es nur nach der Statistik, wäre die Chance, dass wir Wehen gestern weh getan hätten, deutlich höher gewesen. Sehen wir dieses Kackspiel einfach unter dem Motto „Ausnahmen bestätigen die Regel“. Die ersten beiden Saisonspiele waren super und damit war die Mehrheit gut und das gestern die Ausnahme, auch wenn manch einer das anders lesen möchte. Es wäre also der perfekte Zeitpunkt, am Samstag endlich den ersten Sieg in der 3. Liga gegen die Störche einzufahren und warum zur Hölle sollten wir das nicht tun? Die Lehrstunde war gestern und auch wenn Uwe meinte, dass Kiel ähnlich spielt und er gerne mehr Zeit zur Aufarbeitung gehabt hätte… wie es nicht geht, wissen wir seit gestern und wir haben noch ein paar Tage Zeit, uns zu erholen und draus zu lernen. Das passt schon.
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